Ein guter Text lebt von Gefühlen. Wenn deine Worte Emotionen in mir auslösen, habe ich nicht bloß viel mehr Spaß beim Lesen, deine Worte bleiben mir auch viel besser im Gedächtnis. Emotional schreiben fällt dir schwer? Mit meinen fünf Tipps gelingen dir gefühlvolle Texte, für die du dich nicht verstellen musst.
„Emotional schreiben passt nicht zu mir, ich bin eher der verschlossene Typ.“ Dieser Satz begegnet mir als Schreibtrainerin immer wieder. Ich verstehe die anfängliche Abwehrhaltung gegen gefühlvolles Schreiben. Wenn du im Privatbereich schon nicht gerne offen über deine Gefühle sprichst, warum solltest du es dann auf deiner Website oder in den Sozialen Medien tun?
Was wir hier haben, ist ein klassisches Missverständnis. Emotionales Schreiben, bedeutet nicht, dass du einen Seelenstriptease hinlegen musst. Du brauchst nicht der nächste Jonny Cash werden, der uns die Tränen in die Augen treibt. Es gibt viele verschiedene Strategien, mit denen du Texte gefühlvoll gestalten kannst. Selbst wenn du gefühlsmäßig eher Kategorie Eisblock bist, brauchst du dich gar nicht verstellen, um in deinen Texten die Gefühlsebene anzusprechen. Ich zeige dir fünf Möglichkeiten.
Was bedeutet emotionales Schreiben?
Wenn du an emotionales Schreiben denkst: Was kommt dir in den Sinn? Lass mich raten: Traurige Texte, die beim Lesen Tränen in die Augen treiben. Die eine Gänsehaut erzeugen. Die von ganz großen Gefühlen wie Liebe oder Trauer handeln.
Warum du das denkst, liegt an unserer Definition von Emotionalität. Wenn wir darüber sprechen, dass ein Mensch emotional ist, dann meinen wir meist einen Menschen, der nah am Wasser gebaut, impulsiv oder dramatisch ist. Klar, das sind emotionale Menschen. Emotionen haben aber so viele weitere Facetten: Ein Mensch, der gute Laune verbreitet und erzählt, wie sehr er sich über Dinge freut, ist ebenso emotional wie jemand, der oft weint. Ein Mensch, der mit Wut im Bauch auf die Straße geht, um zu demonstrieren, ist emotional. Ein Mensch, der zuhört und sagt „ich verstehe dich“, ist emotional. Emotional sein bedeutet nichts weiter, als sich von einem Gefühl leiten zu lassen. Ob dieses Gefühl Freude, Überraschung, Angst, Wut, Trauer oder Liebe ist, ist dabei egal. Das gilt auch für emotionale Texte.
5 Tipps, wie du emotional schreiben kannst
Um gefühlvoll zu schreiben, brauchst du selbst nicht unbedingt deine Gefühle zeigen. Das ist bloß eine von vielen Optionen. Es gibt auch Strategien, denk derer du Gefühle bei deinen Leser:innen weckst, ohne dein Herz ausschütten zu müssen.
1. Erzähle mir eine Geschichte
Der erste Weg, emotional zu schreiben, nennt sich Storytelling. Erzähle mir eine Geschichte und ich kann mich in die Situation einfühlen. Zack, boom – ein emotionaler Text ist geboren.
Ein hervorragendes Beispiel für Storytelling ist die Edeka-Weihnachtswerbung aus dem letzten Jahr. Anstatt zu zeigen, welche leckeren Weihnachtsprodukte die Supermarktkette nun neu in ihren Regalen anbietet, setzten sie vollkommen auf die Gefühlsebene. Der Spot zeigt: So fühlt es sich an, wenn die ganze Familie am Tisch sitzt und gemeinsam isst. Unser Leben ist endlich, also sollten wir die Jahre, die wir gemeinsam auf dieser Welt haben, nutzen und sie mit unseren Liebsten verbringen. Das geht am besten mit einem leckeren Festessen.
Nicht ganz so drastisch macht es die Firma Emmi. Sie bewerben nicht direkt ihren Kaffee, sondern das Gefühl, das das Getränk in uns auslöst:
„Unser nächstes Reiseziel? Können wir trinken! Es heisst Emmi Caffè Latte El Salvador und passt in jede Tasche. Mit feinem Kaffee aus El Salvador, guter Schweizer Milch und weniger zugesetztem Zucker versorgt uns El Salvador ab dem ersten Schluck mit Urlaubsfeeling.“
Du siehst – vier kleine Sätze schaffen es schon, Sommergefühle in dir zu wecken.
2. Belebe deine Texte mit Verben und Adjektiven
Auch diesen Tipp veranschauliche ich dir direkt mit einem Beispiel. Mal angenommen, du schreibst als Überschrift: „Deko-Ideen für deine Hochzeitsfeier“. Klar weiß ich jetzt, worum es in deinem Text geht. Besonders gefühlvoll ist diese Headline aber nicht. So schade! Schließlich plant deine Zielgruppe gerade einen der schönsten Tage ihres Lebens. Dieses Wissen solltest du nutzen.
Ausgangslage: 15 Deko-Ideen für deine Hochzeitsfeier
Bringe ein Adjektiv hinein: 15 Deko-Ideen für eine unvergessliche Hochzeitsfeier
Formuliere im Verbalstil: Diese 15 Deko-Ideen machen deine Hochzeitsfeier unvergesslich
Adjektive und Verben machen unsere Texte lebendiger. Und wenn dein Text lebendig ist, kannst du auch eigentlich direkt Popcorn verteilen, denn das Kopfkino startet garantiert.
3. Erzähle von deinen Erfahrungen
„Ich weiß, wie es sich anfühlt“
„Auch ich war einmal an dem Punkt“
„Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis“
Indem du deine eigenen Erfahrungen in deine Texte einbaust, zeigst du, dass du empathisch bist, dich also in deine Leser:innen einfühlen kannst. Deine Zielgruppe merkt: Hey cool, hier ist jemand, der mich versteht. Jemand, der mein Problem kennt. Jemand, der mir mit seinen Erfahrungen helfen kann.
Indem du von dir erzählst, zeigst du deine Persönlichkeit. Das schafft Nähe und Vertrauen.
4. Schreibe in Bildern
Möchtest du Emotionen bei deinen Leser:innen wecken, dann versuche, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Das funktioniert beispielsweise mit klassischen Metaphern. Eine Metapher verwenden bedeutet, dass du das eigentliche Wort durch einen bildhaften Ausdruck aus einer anderen Begriffswelt ersetzt. Statt zu sagen „Die Leute regen sich auf“ schreibst du: „Die Leute machen ein Affentheater.“ Schon haben wir ein Bild.
Besonders kreativ und originell sind solche Redewendungen aber nicht. Viel spaßiger wird es für deine Leser:innen, wenn du dir eigene Bilder ausdenkst. Anstatt zu sagen: „Ich bin glücklich“, sag doch lieber: „Ich fühle mich wie ein vierjähriges Geburtstagskind, das sich mit einem bunt-gestreiften Partyhütchen auf dem Kopf über seinen Smartiekuchen freut.“ Und, hast du ein Bild im Kopf? Merkst du, wie dich die Freude des kleinen Kindes ansteckt?
5. Sei selbst emotional
Ja, dieser Tipp mag dich wenig überraschen, er ist aber leider einer der erfolgversprechendsten. Wenn andere Menschen emotional sind, lassen wir uns schnell mitreißen. Wenn dein Gegenüber einen Lachanfall bekommt, steigst du sehr wahrscheinlich bald mit ein. Wenn dein Gegenüber weint, kommen auch dir die Tränen oder du fühlst zumindest Bestürzung in dir. Ist dein Gegenüber freudig-überrascht, freust du dich ganz bestimmt mit. Probiere das ruhig mal in deinen Texten aus und zeige deine Freude, deine Wut oder deine Überraschung zu einem bestimmten Thema. Glaub mir: Du wirst andere Menschen mit deinen Gefühlen anstecken.
Du siehst, viele Zutaten zaubern aus deinem Text eine einfühlsame Geschichte. Sei mutig und probier es aus – du kannst nur gewinnen.
Du merkst, dass das Schreiben nichts für dich ist oder dir die Zeit dazu fehlt? Nehme gerne Kontakt zu mir auf. Ich freue mich, dich zu unterstützen.
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